Für Gehörlose

Transkripte der Hörstationen

Zur leichteren Zuordnung finden Sie hier die Nummern derjenigen Stelen, an denen sich Hörstationen befinden.

Erdgeschoss Fondaco

4) Die Pfefferwette

Das Handelshaus der Stromer machte Geschäfte mit allem, was man vermarkten konnte: Holz, Erz, Metallwaren, Waffen, Textilien aller Art, Draht, Blech, sogar Sklaven, aber das größte Geschäft waren dann doch die Gewürze und die Drogen. Und wie heute der Drogenhandel, bekam es schnell einen stark spekulativen Charakter.

Sobald die Jahreszeit es nach den Winterstürmen erwarten ließ, fieberte das Volk Venedigs dieser neuen Fracht entgegen. Auch zahllose Menschen, die am Gewürzhandel überhaupt nicht beteiligt waren, beteiligten sich doch am Spiel der Spekulationen. Wie viel die Schiffe geladen hatten, in welcher Qualität, zu welchem Preis, welch unterschiedliche Sorten sie brachten. Und man wartete, was da kommen wollte, und setzte erhebliche Vermögen, nicht anders als bei der Sechserwette und Fußball-Toto, aufs Spiel. Kaum waren die Gewürzgaleeren angelandet, begann ein großer Zirkus wie auf der Börse, wenn eine neue Aktie kommt. Denn höchst unterschiedlich war die Qualität dieser Produkte. Die Fachleute nahmen die Körnchen, die vielleicht unter dem Seewasser auch etwas gelitten hatten, also sortiert werden mussten, gesiebt von Staub und Schmutz und Salz, in die Hände und rochen daran, schätzten sie ab. Man beschnupperte das und hatte auch Gewürzeier, an denen man Gewürzproben nehmen konnte zum Vergleich. Oder, ob das Aroma richtig ist. Und man unterschied natürlich streng die Sorten.

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9a) Hunger, Viren, Gewalt – Die Kriegszüge ins Landesinnere

Hunger war das große Thema bei den Kriegszügen der Welser. Für die oft Jahre dauernden Märsche ins Landesinnere konnten sie nicht genug Nahrung mitnehmen. Sie mussten sich also, wie es oft beschönigend heißt, aus dem Land ernähren – was nichts anderes bedeutete, als von den Nahrungsmittelvorräten der Einheimischen zu leben. In ihren Berichten sprechen die Konquistadoren deshalb kurioserweise über nichts so viel wie über „Freundschaft“ zu den Völkern, denen sie begegneten. Es war, wie man sich denken kann, eine sehr seltsame Interpretation von Freundschaft. Ihrem Teil der Freundschaft kamen die Konquistadoren nach, indem sie ihren unfreiwilligen Gastgebern keine Gewalt antaten. Für die Einheimischen bedeutete es, dass sie ihre Nahrungsmittelvorräte abgeben mussten. Sie mussten Übersetzer stellen und die Ausrüstung der Eindringlinge tragen, bis zum Kontakt mit dem nächsten Volk, das auf dem Weg der Konquistadoren lag. So eine Freundschaft wurde selten geschlossen. Die Einheimischen brauchten ihre Nahrungsmittelvorräte in der Regel für sich selbst und manchmal verstanden sie vielleicht auch gar nicht, was die Fremden von ihnen wollten. Die Folge war Gewalt.
„Wir überfielen das Dorf und erstachen viele; 60 nahmen wir für Esclavos mit“, schrieb der Konquistador Philipp von Hutten in einem seiner Briefe nach Deutschland. Für die überfallenen Orte war es eine Katastrophe, nicht nur wegen der vielen Toten; die Menschen, die als Sklaven weggeschleppt wurden, waren meistens die Jüngsten und Stärksten. Ihre Familien hatten keine Ernährer mehr, die Folgen kann man sich ausmalen. Oft verübten die deutschen und spanischen Soldaten im Welser-Heer bestialische Grausamkeiten, um ihre Ziele zu erreichen.
Doch noch weit verheerender als die unmittelbaren Übergriffe wirkten sich die Viren aus, die die Konquistadoren unbewusst als biologische Waffen mit sich führten. Beim Eintreffen der Welser-Konquistadoren waren die Savannen und die Regenwälder Amazoniens dicht besiedelt, heute lebt dort nur noch ein Bruchteil der damaligen Bevölkerung. Zahlen dazu gibt es aus den spanischen Provinzen in Mexiko. Dort ging die Bevölkerung binnen 100 Jahren um 90 % – 95 % zurück. Ähnliches wird in den Savannen und in Amazonien passiert sein. Dort breitete sich in einem der Welser-Heere eine Krankheit aus, an der zwar viele Europäer, aber alle versklavten indianischen Träger erkrankten oder starben. Flüchtende trugen die Seuche in entfernte Orte, die nie in direkten Kontakt zu den Konquistadoren kamen und wo dennoch, wie man annehmen muss, ein Massensterben einsetzte.

erdgeschoss schiff

9b) Kolonialismus und seine Folgen

Wie aus den Zitaten in dieser Ausstellung hervorgeht, waren Wörter wie „Entdeckung“ und „Indios“ in den Erzählungen über die Eroberung Amerikas durch die Europäer im 15. und 16. Jahrhundert üblich. Bekanntlich segelte Christoph Kolumbus im August 1492 vom spanischen Territorium aus auf der Suche nach einer Route zum malaiischen Archipel, das damals noch als “Ostindien” eingeschätzt wurde. Als er im Dezember desselben Jahres in der Karibik landete, nannte er die dortigen Einwohner „Indios“ (oder Indianer), da er glaubte, sein Ziel “Indien” erreicht zu haben.
Während seiner späteren Reisen und während der gesamten Zeit der Eroberung wurden die verschiedenen Angehörigen indigener Gruppen, die den amerikanischen Kontinent bewohnten, von den Europäern weiterhin als „Indios“ bezeichnet, obwohl die geografische Verwirrung längst aufgelöst war.
Der Begriff ist ein fremdbezeichnender Ausdruck, der zunächst von den Kolonisatoren eingeführt und später von den Nationalstaaten, die in der Region entstanden, übernommen wurde. Vor und nach der Eroberung haben sich die Angehörigen der indigenen Bevölkerung Südamerikas durch Hunderte von Selbstbezeichnungen wie „Warao” und “Muisca” verstanden, durch die sie ihre eigenen Kulturen, Traditionen, sozio-politischen Organisationen und ihre Selbstidentifikation definierten. Das fremdbezeichnende Wort “Indianer” oder “Indio” zwingt einer großen Vielfalt von Menschen eine homogene Bezeichnung auf, die die “Andersartigkeit” im Gegensatz zur europäisch verstandenen Mehrheitsbevölkerung betont und dadurch auf einer rassistischen Klassifizierung beruht. Darüber hinaus gehören Begriffe wie „Entdeckung“ und „Indios“, die leider auch heute noch in verschiedensten Quellen zu finden sind, zur selben sprachlichen Tradition, die außer-europäische und später nicht-weiße Erkenntnistheorien verleugnet. Es ist nicht nur der fehlende Kontakt zwischen den beiden Kontinenten, der die Kolonisatoren die Existenz von bestehenden indigenen Nationen verneinen ließ, sondern auch die Tatsache, dass die meisten Europäer und Europäerinnen die Lebensweise sowie die sozialen und politischen Organisationen von Angehörigen indigener Gruppen nicht anerkannten und ihnen deshalb einen Kontakt auf Augenhöhe verwehrten. Außerdem wurde der Begriff „Indios“ in den eurozentrischen – also sehr auf Europa fixierten – Geisteswissenschaften in den folgenden Jahrhunderten zu einer “essentialistischen Kategorie”. Das heißt, dass mit ihm ein bestimmtes stereotypes Erscheinungsbild verbunden wurde, das die Angehörigen indigener Gruppen als von Natur aus barbarisch, wild oder kindisch einstufte. Diese Zuordnung wurde in den meisten Verfassungen verankert und schuf strukturelle rassistische Grenzen zwischen Eliten und indigenen Gruppen in den entstehenden Nationalstaaten Lateinamerikas.
Nur dank der Selbstorganisation und vielfältiger Formen des Widerstands seitens der Angehörigen der indigenen Bevölkerung im Kampf gegen die lokale Unterdrückung und für die Institutionalisierung indigener Rechte, wurden diese Verfassungen vor allem seit den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts überarbeitet.
Alles in allem haben der Eurozentrismus und der Kolonialismus unauslöschliche Spuren hinterlassen, die immer noch bestehen: Sowohl die auf Rassismus beruhende Ungleichheit wie auch die Ausbeutung und Zerstörung von Landstrichen, die der indigenen Bevölkerung gehören, sind in Lateinamerika noch immer an der Tagesordnung.

Keller: Hunt (Förderwagen)

a) Der harte Alltag – Essen und Schlafen

Bergleute arbeiteten in der Regel 40 – 48 Stunden wöchentlich. Während der Arbeitswoche lebten sie in engen Steinhäusern am Berg, wo sie selbst kochen mussten. Geschlafen wurde, eingewickelt in einen Mantel, auf schmutzigen Strohsäcken und unter groben Decken. Am Wochenende hatte jeder Bergarbeiter eine Kammer in einem Bauernhaus im Tal. Gewaschen hat man sich nicht oft. An ihren freien Tagen reinigten sich die Bergknappen in Badstuben – Sauna-ähnlichen Bauernbädern. Immerhin erhielten die hart arbeitenden Bergleute reichlich Nahrung: viel Schmalz, aber auch viel Fleisch und sogar wöchentlich frisches Brot – damals Luxus. Am Berg trank man Wasser und Kräutertee. Selten gab es Milch von einer nahen Alm. Der Bergsommer war kurz. Die hochgelegenen Bergarbeitersiedlungen waren oft nur drei oder vier Monate schneefrei. Auch im Winter wurde gearbeitet. Aufgrund ihrer Lebensbedingungen und einseitiger Ernährung starben viele Bergknappen vor dem 30. Lebensjahr.

Keller: Hunt (Förderwagen)

b) Der Weg ins Tal – Von Haflingern und Hunden

Erz wurde oft in Stollen abgebaut, die hoch am Berg lagen. Das erzhaltige Gestein musste also zu den Pochwerken und Aufbereitungsanlagen im Tal transportiert werden. Doch selbst ein sehr kräftiger Mann konnte täglich nur etwa rund 150 kg nach unten tragen – eine teuere Methode. Eine andere Möglichkeit waren Saumtiere: kleine, kräftige Pferde wie die Haflinger. 1490 machten Bergbauern in Rauris eine geniale Erfindung: Sie transportierten das Erz in Sackzügen ins Tal. Das funktionierte, wenn Schnee lag. Bis zu 30 Säcke mit je 70 bis 130 kg Gewicht wurden wie die Perlen einer Kette zusammengebunden und von einem starken Bauernburschen talwärts gezogen. Zuvor hatten zwölf Bergleute eine Art Bobbahn in den Schnee getreten. Mancher Sackzieher wurde von seiner schweren Fracht erschlagen. Auf den Säcken saßen übrigens, wie auf einem Schlitten, etliche Hunde. Diesen Hunden wurden im Tal die ausgeleerten Ledersäcke aufgebunden, die sie wieder nach oben trugen.

Keller: Hunt (Förderwagen)

c) Solidarität unter Bergleuten – Die Bruderschaft

Auch wenn die Arbeitszeit und die Bezahlung der Bergleute gut geregelt waren: soziale Errungenschaften wie Urlaub kannten sie nicht. Doch die harten Bedingungen am Berg schweißten die Arbeiter zusammen. Sie erfanden sogar eine Art früher Sozialversicherung. Man gab einen kleinen Teil des Verdienstes an sogenannte Bruderschaften ab, die von einem Brudermeister verwaltet wurden. Solche Bruderschaften kümmerten sich um die Versorgung und Pflege kranker und alter Bergarbeiter. Bruderschaftshäuser sind zum Beispiel in Schwaz in Tirol oder in Rauris im Salzburger Land belegt. Verunglückte ein Bergmann wärhend der Arbeit, zahlte die Bruderschaft einen Teil der Behandlungskosten. Einen anderen Teil übernahm, wenn der Verletzte darum bat, vielleicht die Bergwerksverwaltung. Schon im 16. Jahrhundert gab es in Bergbauorten eine Art Werksarzt.

1. Obergeschoss

16) Soziale Verantwortung: Beispiel Stadtsparkasse Augsburg

Die Stadtsparkasse, seit 1822 in Augsburg verwurzelt, übernimmt mit vier Stiftungen gesellschaftliche Verantwortung.

Im Jahr 1969 errichtete sie die Stiftung „Sparkassen-Altenhilfe“. Diese Stiftung würdigt die Leistung von Augsburger Senioren, die sie für nachfolgende Generationen erbracht haben. Zwanzig Jahre später folgte die Sparkassen-Planetarium-Stiftung. Im Naturmuseum wurde ein Kuppelsaal als Planetarium eingerichtet, um das Wissen über den Kosmos, den Menschen, die Natur, die Geografie sowie Klima und Umwelt zu vermitteln.

Anlässlich des 175-jährigen Jubiläums der Stadtsparkasse wurde 1997 die Kinder- und Jugendstiftung AUFWIND gegründet. AUFWIND gibt jungen Menschen in der Region Augsburg-Friedberg Zukunftschancen und Entwicklungsmöglichkeiten. Daher unterstützt AUFWIND pädagogische, soziale, kulturelle sowie sportliche Projekte.

Die Stiftung „Deutsche Mozartstadt Augsburg“ besteht seit 2008. Neben Wien und Salzburg war Augsburg die bedeutendste Stadt im Leben der Familie Mozart.